Mittwoch, 18. April 2012

Kängt ein Guru


Mit dem Humor ist es ja so eine Sache. Nicht jeder hat ihn, und was den einen zum Lachen reizt, entlockt jemand anderem nicht einmal ein müdes Grinsen. Deshalb gehört es zu den schwierigsten Herausforderungen überhaupt, lustige Bücher zu empfehlen. Wirklich lustige Lektüre, die dazu noch einigermaßen intelligent geschrieben ist, gehört aber auch schon wieder zu den seltenen Glücksfällen.

Ansichten eines vorlauten Beuteltiers


Marc-Uwe Kling ist so einer. Kein Neuling, seine Bücher sind schon "Kult" sozusagen und die Figur, um die sich alles dreht, eine so genannte "Kultfigur". Kling geht mit einem ganzen Kabarettprogramm auf Reisen, bei dem das Känguru eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Auf den ersten Blick war ich ein wenig amüsiert, aber nicht übermäßig begeistert. Doch Klings anarchische Geschichten von einer echten "Männerfreundschaft" zwischen dem kommunistischen Känguru und dem Erzähler schleichen sich unermüdlich Richtung Zwerchfell und irgendwie auch ins Herz. Und dann, dann kann man auf einmal nicht mehr aufhören, sich über eine Episode nach der anderen kaputt zu lachen. Weil die Kapitel so schön kurz sind, kann man sie sich auch prima gegenseitig vorlesen - oder man kauft sich gleich das Hörbuch und lässt es den Autoren selbst tun. Marc-Uwe Kling ist ein großartiger Vorleser und verleiht dem Känguru gleich eine ganz eigene Stimme.

Es gibt zwei Bände, Teil 1: Die Känguru-Chroniken und Teil 2: Das Känguru-Manifest, beide als Taschenbuch bei Ullstein.

Der Humor ist schräg und skurril, aber hintergründig und manchmal sogar erstaunlich kritisch. Das Känguru ist natürlich der Hit schlechthin, und es ist kein Wunder, dass das Buch den Literaturpreis der Ullstein-Verlage in der Kategorie "Sprechende Tiere" gewonnen hat ;o)...

Zum Abschluss nochn Gedicht von Joachim Ringelnatz, weil es so schön zum Thema Humor und Kängurus passt:

Abendgebet einer erkälteten Negerin*




Joachim Ringelnatz 1883-1934

Ich suche Sternengefunkel.
Sonne brennt mich dunkel.
Sonne drohet mit Stich.
Warum brennt mich die Sonne im Zorn?
Warum brennt sie gerade mich?
Warum nicht Korn?
Ich folge weißen Mannes Spur.
Der Mann war weiß und roch so gut.
Mir ist in meiner Muschelschnur
So neglige zu Mut.
Kam in mein Wigwam
Weit über das Meer,
Seit er zurückschwamm,
Das Wigwam
Blieb leer.
Drüben am Walde
Kängt ein Guruh -
Warte nur balde
Kängurst auch du.

*nicht politically correct



2 Kommentare:

  1. Ich kenn gar nichts von ihm...
    Muss ich auch nicht, oder?;-)
    LG
    Marie

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  2. Die Wissenslücke ist vermutlich zu verschmerzen. Aber lustig isses. :o)

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